Gemeinsam Zukunft bauen
Das Projekt „Adenauerpark“ zeigt, wie bürokratische Hürden überwunden werden können, wenn alle an einem Strang ziehen. Das Foto zeigt (von links) Detmolds Bürgermeister Frank Hilker, Michael Kirchner (Vorstand der Breitefeld eG) und Sebastian Brunner (Landwehr Abbruchunternehmen GmbH). In diesem Bereich des ehemaligen Britenviertels entstehen insgesamt 64 Wohneinheiten für Singles, Paare und Familien. Foto: Stadt Detmold
Wie die Stadt Detmold und die Breitefeld eG eine Krise in eine Chance für bezahlbaren Wohnraum verwandeln.
Seit dem 24. September rollen im „Adenauerpark“ die Abrissbagger und schaffen Platz für ein Projekt, das weit mehr ist als nur ein neues Wohnquartier. Es ist eine Geschichte, die in vielen deutschen Städten mit einem Scheitern geendet hätte. Ein ambitioniertes Vorhaben steht vor dem Aus, ein Investor zieht sich zurück, ein Millionenschaden droht. Doch in Detmold wurde aus dieser Krise eine Erfolgsgeschichte – ein Paradebeispiel dafür, was möglich ist, wenn Stadtverwaltung, politische Gremien und genossenschaftliches Engagement Hand in Hand arbeiten.
Wo noch vor kurzem Stillstand drohte, herrscht nun Aufbruchstimmung. Das ursprüngliche Projekt war für einen privaten Bauträger nicht mehr umsetzbar und sollte auf eigenen Wunsch rückabgewickelt werden. Für die Stadt Detmold war dies eine Zwangslage, die schnelles, unkonventionelles und vor allem verlässliches Handeln erforderte.
„In einer solchen Situation gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann resignieren oder man kann sie als Chance begreifen“, erklärt der Detmolder Bürgermeister Frank Hilker. „Wir haben uns für die Chance entschieden und uns an einen Partner gewandt, dem wir vertrauen und der unsere Vision für Detmold teilt: die Kommunale Wohnungsbaugenossenschaft Breitefeld eG.“
Das „Detmolder Modell“ als Motor des Erfolgs
Dieser strategische Schwenk ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer bewährten Philosophie: dem „Detmolder Modell“. Dieses innovative Konzept der Stadtentwicklung bricht mit traditionellen, oft langwierigen kommunalen Prozessen. Stattdessen setzt es auf eine flexible und schlagkräftige Kooperation zwischen der Stadt und einer eigens gegründeten Wohnungsbaugenossenschaft.
Michael Kirchner von der Pyramis Immobilien Entwicklungsgesellschaft (P.I.E.) und Mitvorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Breitefeld eG, einem Partner des Modells, bringt die Vorteile auf den Punkt: „Das ‚Detmolder Modell‘ ist im Grunde eine Governance-Technologie für das 21. Jahrhundert. Es befreit uns von den Fesseln langsamer, bürokratischer Prozesse. Wir können schnell, flexibel und in enger Abstimmung mit der Stadt agieren, um genau das zu liefern, was gebraucht wird: hochwertigen und bezahlbaren Wohnraum. Überschüsse fließen nicht ab, sondern werden direkt wieder in die Gemeinschaft reinvestiert.“
Vertrauen als Beschleuniger
Der Erfolg der Genossenschaftsprojekte in Detmold beruht deshalb auch auf der genauen Vorarbeit der Verantwortlichen in der Genossenschaft und dem Willen der Stadtverwaltung, als „Kommunikations- und Machbarkeitsverwaltung“ die Dinge zu ermöglichen, die zu ermöglichen sind. Dafür ist der Adenauerpark ein Paradebeispiel.
Aufbauend auf die Planungsleistungen, die der private Bauträger bereits entwickelt hatte, lief das Baugenehmigungsverfahren deshalb völlig reibungslos und in kürzester Zeit. „Das ist kein Zufall“, betont Thomas Lammering, Technischer Beigeordneter der Stadt Detmold. „Es ist das Ergebnis einer tiefen, vertrauensvollen Partnerschaft, in der wir nicht gegeneinander, sondern miteinander auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Es zeigt, dass wir bürokratische Hürden überwinden können, wenn alle an einem Strang ziehen.“
Auch Michael Kirchner als Vorstand der Breitefeld eG sieht darin ein entscheidendes Signal: „Das ist ein kraftvolles Zeichen des Optimismus und ein klares Bekenntnis der Stadt, dass sie zu 100 Prozent hinter diesem Projekt und hinter uns als Partner steht. Dieses Vertrauen ist die Grundlage, auf der wir schnell und effizient für die Menschen in Detmold bauen können.“
Ein Zuhause für Generationen: Das neue Konzept
Das neue Konzept für den Adenauerpark ist ebenso durchdacht wie nachhaltig. Statt eines kompletten Neubaus wird ein hybrider Ansatz verfolgt. Vier alte Gebäude werden abgerissen, um Platz für rund 40 Wohneinheiten in modernen, energieeffizienten Nullenergiehäusern mit Photovoltaikanlagen zu schaffen – ideal für Singles, Paare und junge Familien. Gleichzeitig werden vier Bestandsgebäude aus den 1950er-Jahren erhalten und umfassend energetisch saniert. Hier entstehen 24 großzügige Wohnungen für Familien.
„Für uns ist der Adenauerpark mehr als nur ein Bauprojekt. Wir schaffen hier ein Zuhause für Generationen“, betont der Vorstand der Breitefeld eG. „Mit den modernen Neubauten und den sanierten, großzügigen Wohnungen entsteht ein lebendiges Quartier, das ökologische Verantwortung und soziale Gemeinschaft vereint.“ Insgesamt werden im Adenauerpark rund 16 Millionen Euro investiert.
Eine Investition, die sich für alle auszahlt
Die Entscheidung für diesen Weg ist auch eine Demonstration wirtschaftlicher Weitsicht. Anstatt das Grundstück auf dem freien Markt zu verkaufen, investiert die Stadt in einen dauerhaften gesellschaftlichen Mehrwert. Sie bringt das Grundstück als Sacheinlage in die Genossenschaft ein und wird so zu einem langfristigen Partner. Damit sichert sie nicht nur die Schaffung von dringend benötigtem, bezahlbarem Wohnraum, sondern trägt auch aktiv zur Stabilisierung der Mieten bei.
Die Geschichte des Adenauerparks ist somit die Geschichte einer bemerkenswerten Transformation. Sie zeigt, wie aus einer Krise durch Mut, Innovation und eine herausragende Partnerschaft eine nachhaltige Lösung für die Zukunft erwachsen kann. Bürgermeister Frank Hilker blickt optimistisch nach vorn: „Der Adenauerpark ist der Beweis, dass kommunale Gestaltungskraft und genossenschaftliches Engagement gemeinsam Berge versetzen können. Das ist der Weg, den wir in Detmold weitergehen werden, um unsere Stadt lebenswert, sozial und zukunftsfähig zu gestalten.“