Skip to content Skip to main navigation Skip to footer

Die Ziegler

Timelines: Detmolder Chronik mit allen Ortsteilen, Heidenoldendorfer Chronik

Ereignis-Datum: 27. Juni 1524

Ereignis-Datum: 27. Juni 1524
Lippische Frieslandgänger
Lippische Frieslandgänger: Holzschnitt von R. Henckel im Lippischen Landesmuseum

Als 1524 Graf Simon sich vom Abt des Klosters Falkenhagen einen des Ziegelstreichens kundigen Mönch erbat, um das Schloß in Detmold zu bauen, bürgerte sich das Ziegelbrennen ein, und so mancher ging als Saisonarbeiter nach Holland. Da aber die Landarbeit immer noch Nummer 1 war, verbot man 1650 die Annahme von Arbeit außerhalb bei Strafe von 10 Gulden, später 50. Aber im Lauf der Jahrzehnte schreckte das nicht mehr, und 1782 gab es schon 248 Wanderziegler. Man hatte die Bestrafung eingestellt, weil die Ziegler Geld in Land brachten, 1780 13 000 Taler. Die Zahl der Ziegler stieg von 579 im Jahre 1797 auf 14500 im Jahre 1897.

Die ganze Ziegelsommerarbeit war streng organisiert. Der sogenannte Ziegelbote erkundete im Januar und Februar im Ausland den Bedarf an Ziegelarbeitern, kam dann vor Ostern nach Lippe und warb unter den Schulabgängern und den Erwachsenen Arbeitskräfte, die er dann auch beim Anweg und in der Arbeit betreute.

Die Arbeit der Ziegler war hart, begann früh um 4 und endete oft erst nach 14 Stunden. Aber wer dem Schluck nicht zu sehr huldigte, kam mit guter Münze im November wieder heim. Die sparsamen Ziegler lebten in bescheidenen Unterkünften und verpflegten sich selbst. In der spärlichen Freizeit fertigten sie meist Gebrauchsgegenstände wie Fußwärmer an, welche sie im Winter zurück im Dorf verkauften.Die Frau hatte inzwischen das Land versorgt, das Schwein gefüttert, das nächste Kind zur Welt gebracht, und es begann eine frohe Winterszeit.

Mancher junge Bursche verliebte sich auch im Ausland und blieb dort hängen.

Die ganze Ziegeleiarbeit nahm dadurch ihren Aufschwung, dass Flachsanbau und Leinsamengewinnung, Spinnen und Wehen nach 1865 zurückgingen. Sie hatten manchen Taler ins Haus gebracht und waren sogar in Spinnschulen mit finanzieller Unterstützung durch die Regierung gefordert worden. Den Rückgang verursachten die mechanischen Webstühle, die die Handweberei verdrängten. Aus unverständlichen Gründen verbot die Regierung das Aufstellen mechanischer Webstühle, weil sie keine Fabrikschlote im Lande sehen wollte und ein gewisses Industrieproletariat befürchtete. Diese Engherzigkeit vertrieb die Textilindustrie nach auswärts, wo sie z.B. im benachbarten Bielefeld zu hoher Blüte kam.

Aber auch die Wanderzieglerei war nicht von Dauer, und offenbar brachte der erste Weltkrieg ihren erheblichen Rückgang. Aus der Not der Arbeitslosigkeit rettete dann die aufkommende Holz- und Möbelindustrie- Und nach 1918 besserten sich dann auch die Arbeitsbedingungen, und die 48 Stundenwoche hielt ihren Einzug.

Mehr Informationen in der Dauerausstellung über die Ziegler im LWL-Industriemuseums in Lage.

 

Zurück zum Anfang