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Urteil bestätigt: Hofsynagoge muss erhalten bleiben

Bildzeile: Präsentieren die neue Informationstafel für die Hofsynagoge (von links): Stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter, Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz, Dr. Oliver Arnhold, evangelischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, und Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink. (Foto: Stadt Detmold)

Bundesverwaltungsgericht beendet jahrelangen Rechtsstreit um Abbruch des Gebäudes. Neue Informationstafel weist auf die Geschichte des Hauses hin. Ausstellung zu jüdischem Leben in Detmold wieder an der Bruchmauerstraße zu sehen.

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat einen Schlussstrich unter den Rechtsstreit über einen möglichen Abriss der Detmolder Hofsynagoge gezogen. Damit steht nun endgültig fest, dass das Gebäude erhalten bleiben muss.

Im vergangenen Herbst hatte das Oberverwaltungsgericht Münster als zweite Instanz über den Antrag des Eigentümers auf Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes geurteilt. Das Oberverwaltungsgericht versagte den Abbruch des alten Fachwerkgebäudes und ließ eine Revision dagegen nicht zu. Daraufhin wandte sich der Eigentümer mit einer Beschwerde über die Nichtzulassung der Revision an das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Von dort erhielt die Stadt Detmold nun die Nachricht, dass die Beschwerde als unbegründet zurückgewiesen wurde. Damit ist das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Münster endgültig.

„Das ist ein rechtlicher Meilenstein“, kommentierte Bürgermeister Frank Hilker die Nachricht. „Es bedeutet, dass die Hofsynagoge in der Stadt als Denkmal erhalten bleibt, verbunden mit der Verpflichtung des Eigentümers, das Gebäude denkmalschutzrechtlich zu erhalten.“ Dabei werde die untere Denkmalbehörde bei der Stadt Detmold den Eigentümer fachlich begleiten und die denkmalgerechte Erhaltung sicherstellen, sagte Hilker.

Bei den rund 40 Gästen, die sich jetzt zur Wiedereröffnung der Ausstellung „Jüdisches Leben in Detmold“ an der Bruchmauer-Galerie einfanden, löste diese Nachricht große Erleichterung und Freude aus. Zeitgleich mit der Ausstellungseröffnung stellte die stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter eine Informationstafel zur Hofsynagoge vor, die die Stadt an der Bruchmauerstraße errichtet hat. Diese Infotafel war Teil eines umfangreicheren Bürgerantrags gewesen, den Prof. Matitjahu Kellig gestellt hatte. Sie schildert die bisher bekannte Geschichte des Gebäudes, das nach Bauforschungen 1633 als Hofsynagoge errichtet wurde und damit das älteste noch vorhandene Bauwerk dieser Art in Nordwestdeutschland ist. Dr. Oliver Arnhold, evangelischer Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, begrüßte, dass die Tafel jetzt seriöse Informationen über das Denkmal bietet. Er berichtete über die Ausstellung, die nunmehr zum dritten Mal an der Bruchmauer hängt und auf neun Tafeln Schlaglichter auf das jüdische Leben in Detmold wirft. Die Ausstellung war von Schülerinnen und Schülern des Grabbe-Gymnasiums gemeinsam mit der Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz, Expertin für die jüdische Geschichte Detmolds, erarbeitet worden. Dr. Arnhold richtete Grüße aus Israel aus, das Grabbe-Gymnasium pflegt dort eine Partnerschaft mit einer Schule. Dass die Ausstellung nun wieder gezeigt werde und eine Informationstafel aufgestellt worden sei, sei in Israel ebenfalls als eine große Geste der Verantwortung und Wahrheit wahrgenommen worden, sagte er. Nachdem nun das Urteil aus Münster bestätigt worden sei, hofft Dr. Oliver Arnhold, dass das Haus in der Zukunft einmal ein Gedenk- und Begegnungsort werden könnte.

Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink kündigte an, dass die jüdische Geschichte gerade im Altstadt-Quartier an der Bruchmauerstraße stärker in den Blick genommen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Gudrun Mitschke-Buchholz arbeite aktuell an diesem Projekt. Sie geht der Fragestellung nach, welche Spuren jüdischen Lebens in der christlichen Mehrheitsgesellschaft der Stadt noch zu finden sind, wer die Menschen waren, die ab 1633 für mehr als ein Jahrhundert die Hofsynagoge nutzten und wie sie mit ihren Mitmenschen in Interaktion traten.

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